Bei einer Schultergelenksarthrose schmerzen oft sämtliche Bewegungen, bei denen die betroffene Schulter belastet wird. Zur Behandlung stehen viele Therapiemöglichkeiten bereit.
Was versteht man unter der Schultergelenksarthrose? Die Schultergelenksarthrose, medizinisch Omarthrose genannt, ist eine im Vergleich zur Hüft-oder Kniegelenksarthrose seltener vorkommende Verschleißerkrankung des Gelenksknorpels der Schulterpfanne (Glenoid) und des Oberarmkopfes.
Der gesunde Knorpel sorgt zusammen mit der Gelenkflüssigkeit (Synovia) im Gelenk dafür, dass keine direkte Reibung zwischen dem Oberarmkopf und der Schulterpfanne stattfindet. Ist der Knorpel intensiv abgenutzt, reibt Knochen auf Knochen. Diesem Zustand voraus geht meist ein jahrelanger fortschreitender Verschleiß, bei dem der Schmerz immer mehr zu und die Beweglichkeit immer weiter abnimmt.
Wie bei anderen großen Gelenken gibt es primäre Arthrosen (ohne ersichtlichen Auslöser) und sekundäre Arthrosen (z.B. nach Brüchen, Luxationen, Infektionen…)
Liegt eine Schultergelenksarthrose vor, verspürt der Patient zunächst nur bei Belastung der Schulter Schmerzen. Im weiteren Verlauf treten Schmerzen auch auf, ohne dass das Schultergelenk belastet wird, und die Beweglichkeit des Arms nimmt ab.
Hervorgerufen wird die ursächliche Abnutzung des oben erwähnten Knorpels durch Überlastungen, Fehlbelastungen, Fehlstellungen, Stoffwechselerkrankungen oder akut/chronisch entzündliche Erkrankungen.
Obwohl die Arthrose meist erst im höheren Alter in Erscheinung tritt, ist sie abhängig von der Ursache kein reines Altersleiden. Bereits ab dem 35. Lebensjahr beginnt bei vielen Menschen die Abnutzung des Gelenkknorpels.
Cuffarthropathie/ Defektarthropathie:Eine zunehmende Ursache für sekundäre Arthrosen sind lange zurückliegende Risse der Rotatorenmanschette. Hier kommt es zu einem Heraustreten des Oberarmkopfes nach oben, da er nicht mehr durch die Sehnen gehalten wird. Neben sekundären Knorpelschäden und einer zunehmenden Arthrose zeigt sich häufig eine ausgeprägte Funktionsminderung der Schulter.
Oberarmkopfnekrose:Eine Sonderform nimmt die Oberarmkopfnekrose ein. Hier kommt es aufgrund einer Durchblutungsstörung, ähnlich einem Herzinfarkt, zu einem unterschiedlich ausgeprägten Schaden eines bestimmten Bereiches am Kopf, der nachfolgend zum Einbrechen der Gelenkfläche führen kann.
Die Diagnose der Omarthrose erfolgt durch Erhebung der Krankengeschichte, eine genaue körperliche Untersuchung, gezielte Röntgendiagnostik, Ultraschall und ggf. Kernspintomografie (zur Beurteilung der Rotatorenmanschette und der Schulterpfanne).
Ist ein künstlicher Gelenkersatz geplant, erfolgt zur genauen Planung der Operation im Vorfeld eine Computertomografie, da sich hier die knöchernen Strukturen, im Vergleich zu Röntgen und MRT, nochmals deutlich besser darstellen lassen.
Je nach Beschwerdebild und Ausprägung der Arthrose gibt es verschiedene konservative und operative Therapiemöglichkeiten.
Entzündungshemmende/schmerzlindernde Medikamente: Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol, Novalgin …
Intraartikuläre Injektionen: ACP: Im Gegensatz zur Spritze mit Cortison und Betäubungsmittel hat diese Spritze nicht nur einen entzündungshemmenden/schmerzstillenden Charakter sondern kann auch kleinere Teileinrisse an Sehnen durch das direkte anbringen von hochkonzentrierten Wachstumsfaktoren/Entzündungshemmern heilen. Diese werden durch ein spezielles Verfahren aus ihrem eigenen Blut gewonnen (orthoillustrated). Diese Spritzen können auch beim Diabetiker eingesetzt werden.
Ebenso sind Hyaluronsäure-Injektionen oder die Hochenergie-Induktionstherapie weitere Möglichkeiten.
Krankengymnastik: Hier kann durch gezieltes Training verschiedener Muskelgruppen das Bewegungsspiel der Schulter wieder verbessert werden. Zudem werden spezielle Dehnübungen der Weichteile (Gelenkkapsel, Bänder, Muskulatur) durchgeführt. Durch diese Maßnahmen können die Beweglichkeit wieder gesteigert, die umgreifende Muskulatur gelockert und die Schmerzen in der Schulter gemindert werden.
Arthroskopie: Auch bei radiologisch deutlicher Omarthrose ist es in Abwägung der speziellen Symptome häufig sinnvoll, eine limitierte arthroskopische Operation mit Lavage, Tenotomie der langen Bizepssehne, Synovektomie, Abtragung von Knochenanbauten und Schleimbeutelentfernung durchzuführen. Hierdurch lässt sich jedoch häufig nur eine Linderung der Schmerzhaftigkeit der Schulter erzielen und keine relevante Besserung der Beweglichkeit.
Schultergelenkprothese: Bei ausbleibendem Therapieerfolg durch konservative Maßnahmen ist oft nur noch ein künstliches Schultergelenk erfolgsversprechend. Hier kann man, je nach Ausprägung der Arthrose, Vollprothesen mit Ersatz des Oberarmkopfes und der Pfanne oder Teil-(Hemi-)Prothesen mit ausschließlichem Ersatz des Oberarmkopfes einsetzen (vornehmlich bei Oberarmkopfnekrosen).
Voraussetzung für diese Form der Endoprothesen ist eine intakte/funktionsfähige Rotatorenmanschette. Bei schlechter Knochenqualität wird die Prothese mit einem „Knochenzement“ fixiert. Für jüngere Patienten und bei guter Knochenqualität werden zunehmend schaftfreie Implantate eingesetzt.
Bei Arthrosen mit gleichzeitigem großem Defekt der Rotatorenmanschette (Defektarthropathie, Cuffarthropathie) und Hochstand des Oberarmkopfes ist eine spezielle Form der Schulterprothese erforderlich, eine inverse Prothese. Bei diesem Prothesentyp wird das Gelenk umgedreht und ein neuer Kopf auf die Pfanne aufgebracht und eine Pfanne auf den Oberarm. Der Effekt ist vereinfacht gesagt eine „Verlängerung“ des Armes und eine Veränderung des Drehzentrums, was es dem großen oberflächlichen Schultermuskel (Delta-Muskel) erlaubt, die Funktionen der Rotatorenmanschette zu übernehmen.
Da es beim Zugang zum Schultergelenk erforderlich ist, einen Muskel der Rotatorenmanschette (Subscapularissehne) abzulösen, der nach Einbringen der Prothese wieder fixiert wird, ist eine vorsichtige Nachbehandlung erforderlich, um ein sicheres Einheilen der abgelösten Sehne zu gewährleisten.
In dieser Zeit erfolgen eine Ruhigstellung in einer Schlinge und vorsichtige Krankengymnastik. Zudem ist hierdurch ein sicheres Einheilen der Prothese gewährleistet. Nach 6 Wochen wird eine ambulante oder stationäre Anschlussheilbehandlung eingeleitet.