Die Hüftgelenksarthrose, medizinisch Coxarthrose genannt, ist eine häufig vorkommende Verschleißerkrankung des Hüftgelenksknorpels. Obwohl die Arthrose meist erst im höheren Alter in Erscheinung tritt, ist sie, abhängig von der Ursache, kein reines Altersleiden.
Es trifft nicht nur Senioren. Obwohl die Arthrose zwar meist erst im höheren Alter in Erscheinung tritt, betrifft sie mitunter auch Menschen deutlich unter 40 Jahren. Denn bereits ab dem 35. Lebensjahr beginnt bei vielen Menschen die Abnutzung des Gelenkknorpels.
Der gesunde Knorpel sorgt im Gelenk dafür, dass keine direkte Reibung zwischen dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens und der Hüftpfanne des Beckens stattfindet. Ist der Knorpel durch Überlastungen, Fehlbelastungen, Fehlstellungen, Stoffwechselerkrankungen oder akut/chronisch entzündliche Erkrankungen intensiv abgenutzt, reibt Knochen auf Knochen. Zu diesem Zustand führte meist ein jahrelang fortschreitender Verschleiß, bei dem der Schmerz immer mehr zu und die Beweglichkeit immer weiter abnimmt.
Es werden prinzipiell zwei Arten der Arthrose unterschieden. Im Wesentlichen geht es hierbei darum, ob es einen bekannten Auslöser für den Knorpelverschleiß gibt (sekundäre Arthrose) oder ob es sich um einen Verschleiß ohne erkennbare Ursache (primäre Arthrose) handelt.
Nach der Diagnose einer Hüftgelenks-Arthrose anhand der Krankengeschichte, einer eingehenden körperlichen Untersuchung und Röntgenbildern wird im persönlichen Gespräch das weitere Vorgehen entschieden. Falls zur Sicherung der Diagnose notwendig, kommen weitere bildgebende Verfahren wie die MRT (Magnetresonanztomographie) und die CT (Computertomographie), Laboruntersuchungen und ggf. gezielte Einspritzungen zum Einsatz.
Bei sekundären Artroseformen ist es wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und wenn möglich zu behandeln, um einer frühzeitigen Schädigung des Gelenksknorpelsvorzubeugen. Neben chronisch entzündlichen Erkrankungen und Erkrankungen im Kindesalter, wie z.B. der Hüftdysplasie wird in den letzten Jahren eine Formveränderung am Hüftkopf und Schenkelhals als ursächlich für die Entstehung einer Arthrose am Hüftgelenk verantwortlich gemacht: das sogenannte femoroacetabuläre Impingement. Hierbei handelt es sich um einen Anbau von Knochen um das Hüftgelenk, der durch eine mechanische Engstellung Knorpelverlust erzeugt. Diese Veränderung wird erfolgreich mit einer Arhroskopie des Hüftgelenkes behandelt.
Die primäre Arthrose kann zwar nicht geheilt, sie kann in ihrem Fortschreiten aber verlangsamt werden. Je früher in den Verschleiß-Prozess eingegriffen wird, umso besser sind die Chancen, trotz Hüftgelenksarthrose schmerzarm und mobil zu bleiben.
Die Physiotherapie kann die Muskeln kräftigen und damit das Gelenk entlasten. Sie hilft, falsche Bewegungsmuster zu korrigieren und damit weiterer Fehlbelastung entgegenzuwirken. Physikalische Maßnahmen helfen, Schwellungszustände abzubauen.
Die Elektrotherapie kann zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
Bei Vorliegen von statischen Fehlstellungen, z.B. durch eine unterschiedliche Beinlänge, sollte durch eine 3-D-Wirbelsäulenvermessung das genaue Ausmaß der Fehlstellung und die Auswirkung auf die Statik der Wirbelsäule vermessen werden.
Orthopädische Einlagen mit Ausgleich der unterschiedlichen Beinlängen und eingearbeiteten Muskelstimulierenden werden daraufhin exakt angefertigt.
Medikamente wie z.B. Ibuprofen oder Diclofenac und Einreibungen können begleitende Entzündungsreaktionen eindämmen und Schmerzen lindern.
Durch eine Einspritzung (Punktion) mit z.B. Hyaluronsäure kombiniert mit der Hochenergie-Induktionstherapie oder mit einer Eigenplasma-Therapie (ACP) kann der schädliche Prozess verlangsamt und die Beweglichkeit verbessert werden.
Die Hüftgelenks-Arthroskopie ist ein vergleichsweise neues Verfahren, das vor allem für die Behandlung von Vorstufen und frühen Phasen der Hüftgelenks-Arthrose eingesetzt wird (femoroacetabuläres Impingement). Dabei werden über ca. 1,5 cm kleine Schnitte eine Optik und je nach Bedarf ein oder mehrere Operationsinstrumente in das Hüftgelenk eingeführt. Mit diesen Instrumenten können Knochenvorsprünge abgeschliffen und verletzte Weichteile, wie z.B. Verletzungen an der Gelenklippe (Labrum), genäht oder zum Teil entfernt werden. Weiter können freie Gelenkkörper entfernt werden und Gewebeproben zur feingeweblichen Untersuchung entnommen werden. Für diesen Eingriff sind die Patienten ca. 3 Tage im Krankenhaus. Das Gelenk kann in der Regel rasch wieder voll belastet werden. Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt erfolgt eine ambulante Physiotherapie.
Ist der Verschleiß zu weit fortgeschritten, hilft meist nur noch eine Operation, bei der ein künstliches Hüftgelenk eingebaut wird. Der Einbau eines künstlichen Hüftgelenks gilt als sehr zuverlässiges Operationsverfahren, mit dem eine Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit sowie Schmerzfreiheit und dadurch eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden kann.
Bei dem Einbau einer Hüftprothese werden Hüftkopf und Hüftpfanne durch Implantate ersetzt. Die Implantate bestehen aus funktionellen Nachbildungen der zu ersetzenden Knochen- und Knorpelanteile. Das künstliche Hüftgelenk wird in vier Grundkomponenten gegliedert: Schaft, Kopf und Pfannenschale mit Inlay. Vor der Operation erfolgt durch den behandelnden Arzt anhand speziell angefertigter Röntgenbilder eine genaue Planung der Lage und der Größe dieser Komponenten. Hinsichtlich der Verankerung der Implantate unterscheidet man zwischen drei Prothesentypen: zementierte, teilzementierte und zementfreie Prothese. Die Mehrzahl der heutzutage benutzten Prothesen wird ohne Zement implantiert. Der Hüftschaft und die Pfanne bestehen hierbei aus Titan.
Die Vorteile einer minimalinvasiven Operationsmethode sind offensichtlich: Die Patienten sind durch den schonenden Eingriff schnell schmerzfrei und mobil. Die Krankengymnastik beginnt bereits am 1. postoperativen Tag. Die Patienten dürfen das operierte Bein sofort unter Vollbelastung einsetzen. Die Reha beginnt meist schon nach einer Woche. Nach der Reha werden sie von Ihrem Operateur in der Praxis weiter betreut. Ähnlich wie bei anderen technischen Errungenschaften ist eine regelmäßige Kontrolluntersuchung mit Röntgenbild unerlässlich, um frühzeitigen Verschleiß oder Lockerungen vorzubeugen. Daher empfehlen wir jährliche Kontrollen beim Operateur.