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Schulter-Luxation (Schulter ausgerenkt, instabil)

Eine Ausrenkung der Schulter kann entweder von einem Unfall oder einer angeborenen Schwäche der Schulterkapsel und –bänder resultieren. Auch wenn es nachfolgend wenige oder keine Beschwerden gibt, sollte man einen Orthopäden aufsuchen, um eventuelle Folgeschäden zu vermeiden.

Nur ein Problem für Senioren und Extremsportler? Das glauben viele, aber in Wirklichkeit kann es jedem passieren: Nur eine kleine, aber falsche Bewegung reicht aus, damit sich die Schulter ausrenkt bzw. auskugelt. Dabei rutscht der Gelenkkopf des Oberarmknochens aus der Gelenkpfanne des Schulterblatts. Gleitet der Gelenkkopf komplett aus der Gelenkpfanne, handelt es sich in der Fachsprache um eine vollständige Luxation, geschieht dies nur teilweise, um eine partielle oder Sub-Luxation.

Differenziert wird zudem nach der Richtung, in die der Gelenkkopf rutscht. Mit Abstand am häufigsten wird die Schulter nach vorne/unten ausgerenkt. Bei dieser sogenannten vorderen Luxation kommt es beim jüngeren Patienten zu einem Abriss der vorderen Gelenklippe (Labrum) sowie der anhängenden Gelenkkapsel und einiger Bänder, teilweise kommt es auch zu Abbrüchen der vorderen Gelenkfläche (knöcherne Bankart-Läsion). Mit zunehmendem Alter treten häufig auch Abrisse der Rotatorenmanschette auf. Zudem kommt es meist zu einem Einbruch des hinteren Oberarmkopfes (Hill-Sachs-Delle).

Theoretisch kann eine Luxation an allen Gelenken in unserem Körper auftreten, aber durch eine anatomische Besonderheit des Schultergelenks ist dieses besonders für eine derartige Verletzung prädestiniert. Um eine größtmögliche Beweglichkeit zu erlauben, hat es im Vergleich zu anderen großen Gelenken (z.B. Hüftgelenk) eine geringere knöcherne Führung. Die Gelenkpfanne am Schulterblatt ist relativ klein und eher lose mit dem großen Gelenkkopf des Oberarmknochens verbunden. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich die (vorgeschädigte)Schulter selbst durch banale Bewegungen erneut ausrenken kann. Dies ist oft sehr schmerzhaft, mitunter aber auch, bei den angeborenen Varianten der Überbeweglichkeit, nahezu beschwerdefrei. In jedem Fall sollte man aber einen Orthopäden aufsuchen.

Ursachen und Symptome

Die Ursache für eine Ausrenkung der Schulter kann eine angeborene Schwäche der Schulterkapsel und –bänder sein. Liegt diese vor, kann der Gelenkkopf des Oberarmknochens immer wieder ohne zusätzliche äußere Einwirkung aus der Gelenkpfanne des Schulterblatts gleiten. Man spricht in diesem Fall auch von einer habituellen Luxation, die jedoch auch als Folge einer sogenannten traumatischen unfallbedingten Luxation auftreten kann.

Um eine traumatische Luxation handelt es sich, wenn die vorher gesunde Schulter durch einen Unfall ausgerenkt wird. Dies kann in seltenen Fällen durch eine falsche Extrem-Bewegung ausgelöst werden oder häufiger mit zusätzlicher Gewalteinwirkung wie beispielsweise bei Zusammenstößen bei einem Mannschafts- oder Kampfsport bzw durch Unfälle jeder Art. Die ruckartige Bewegung lässt den Gelenkkopf aus der Gelenkpfanne rutschen. Je nachdem, wieviel Druck dabei auf das Gelenk ausgeübt wird, kommt es zu weiteren Verletzungen, die zu schwereren Folgeschäden führen können und bei Therapie und Behandlung berücksichtigt werden müssen.

Therapie und Behandlungen

Bei jungen Patienten sollte eine konservative Nachbehandlung nach einer Schulterluxation abgewogen werden, da die verletzten Schulterstrukturen häufig nicht stabil ausheilen, und die Rate an erneuten Schulterausrenkungen relativ hoch ist. Folge sind oft chronisch instabile Schultergelenke mit der Gefahr frühzeitiger Entstehung einer Schulterarthrose. Zur Abschätzung der Schädigungen ist immer eine MRT erforderlich um dann mit dem Patienten, auch abhängig von seinem Anspruch, die weitere Therapie zu planen.

Bei älteren Patienten ist die konservative Behandlung nach Ausschluss begleitender Sehnenverletzungen (Rotatorenmanschette, Bizepssehne) im MRT eine sichere Therapieoption. Es erfolgt eine kurze, zumeist einwöchige Ruhigstellung im Gilchristverband unter entsprechender Schmerzmedikation. Anschließend werden krankengymnastische Übungen zur Rezentrierung des Schultergelenks sowie Kräftigungsübungen durchgeführt. Erneute Spontanverrenkungen nach konservativer Behandlung sind selten und bedürfen auch dann häufig keiner operativen Versorgung.

Arthroskopische Stabilisierungs-Operation


Die arthroskopische Stabilisierungs-Operation dient dazu, die verletzten und abgerissenen Strukturen wieder in die korrekte anatomische Position zu bringen. Diese OP lässt sich nahezu ausnahmslos rein arthroskopisch durchführen.

  • Zunächst werden die minimalinvasiven Zugänge durch kleine Hautschnitte angelegt, in diese werden 2 Arbeitskanülen für das sichere Einbringen von Instrumenten und Nahtmaterialien eingebracht. Im nächsten Schritt wird der Kapsel-/Labrum-Komplex mobilisiert und der Knochen an der Gelenkpfanne angefrischt, um nachfolgend eine bessere Einheilung zu gewährleisten.
  • Nachfolgend wird der Kapsel-/Labrum-Komplex in verschiedenen Bereichen über ein Durchstichinstrument mit nichtresorbierbaren Fäden in einer speziellen Technik bestückt.
  • Außerhalb des Körpers werden schließlich kleine Anker (Dübel) mit den jeweiligen Fäden bestückt und fest in den Knochen eingeschlagen und somit der Kapsel-/Labrum-Komplex wieder fest an den Knochen befestigt.
  • Abschließend wird über einen Tasthaken der feste Sitz überprüft.

Nachbehandlung einer Schulter-Luxation

Um ein festes Einwachsen der stabilisierten Strukturen zu gewährleisten, ist eine vorsichtige Nachbehandlung erforderlich. Abhängig vom Befund folgt eine zwei- bis dreiwöchige Ruhigstellung in einer Schlinge ohne Krankengymnastik. Danach erfolgt eine vorsichtige physiotherapeutische Mobilisation des Gelenkes. Nach ca. sechs Wochen wird die Bewegung freigegeben und ein Training der muskulären Stabilisatoren beginnt, teilweise im Rahmen einer meist ambulanten Reha. Die sportliche Belastung kann dann individuell gesteigert werden. Eine Freigabe für Kontakt- und Überkopfsportarten erfolgt erst nach sechs Monaten.